Von den althergebrachten Lösungsansätzen ist die Winkelmethode besonders einfach anzuwenden und liefert zudem für viele Situationen sehr brauchbare Ergebnisse. Das kann nicht von allen Methoden gesagt werden, insbesondere dann, wenn es sich nicht um „schulbuchmäßige Ecken“ handelt.
Beim Verziehen geht es also sowohl um eine gute Begehbarkeit der Treppe als auch um einen harmonischen Schwung der Wange und als Folge davon des Geländers.
Die zeichnerische Lösung sollte mindestens im Maßstab 1:10 und mit spitzem Bleistift erfolgen, besser und genauer ist ein normales CAD-System, dann lassen sich z.B. Holmlängen direkt ausmessen. Ein Treppenbauprogramm arbeitet im Grunde ähnlich, nur eben automatisch.
Die Verziehung wird aus der Kenntnis der Gesamtlänge der Lauflinie(rot) und der Gesamtlänge der schmalen Stufenseiten (blau) im Verziehungsbereich konstruiert. Es wird jeweils der Bereich vor bzw. hinter einer Spickelstufe für sich betrachtet.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Methoden müssen die Stufenkanten der Eckstufe nicht vorher festgelegt werden, sondern sie ergeben sich konstruktiv.
Arbeitsschritte
- Am besten zeichnet man eine Linie als Winkelhalbierende in die Ecke. Bei nicht symmetrischen Verhältnissen wird nun der Auftritt der Eckstufe anteilig der einen oder anderen Seite zugeschlagen.
- Zunächst wird waagerecht eine Linie gezeichnet, die so lang ist, wie die Summe aller schmalen Stufenseiten im Verziehungsbereich. Also meistens von der letzten geraden Stufenkante bis zur Ecke (blau, 740 mm).
- Dann wird im Winkel von ca. 20° eine Linie an den Startpunkt gezeichnet. Auf dieser Linie werden nun die Auftritte im Verziehungsbereich abgetragen, zum Schluss anteilig der Auftritt der Spickelstufe (rot, 1129 mm).
- Jetzt wird senkrecht nach unten eine Linie vom Startpunkt der ersten Linie gezeichnet.
- Nun wird der letzte Punkt auf der schrägen Linie mit dem Endpunkt der waagerechten Linie verbunden, diese Linie wird weitergeführt, bis sie die senkrechte Linie schneidet.
- Schließlich werden alle Auftrittspunkte auf der schrägen Linie mit diesem einen Schnittpunkt verbunden.
- Auf der waagerechten Linie haben sich nun Schnittpunkte ergeben. Mit dem Zirkel oder Geodreieck werden diese nun so im Grundriss abgetragen, dass die innere Linie mit den schmalen Stufenseiten (blau) entsprechend unterteilt wird.
- Zum Schluss werden die Antrittspunkte der Stufen auf der Lauflinie mit den gefundenen Punkten auf der Innenseite verbunden.
- Dasselbe geschieht mit dem zweiten Verziehungsbereich nach der Ecke.
- Die Hinterkanten der Stufen werden parallel zu den Vorderkanten der höheren Stufen im Abstand der Unterschneidung eingezeichnet.
- Fertig.
Tipp:
Möchte man den Mindestauftritt der Eckstufe vorgeben, zeichnet man zuerst die Eckstufe nach Wunsch und verkürzt dann einfach die rote und blaue Linie wie in der Abbildung. |
Ähnlich lassen sich auch andere Situationen, z.B. mit Radien, regeln. Die Winkelmethode unterteilt einfach immer eine kurze Linie (blau) in Abhängigkeit von einer langen Linie (rot).