Natürlich kann man auch ohne Software Treppen bauen. Das hat schließlich viele hundert Jahre gut geklappt. Aber es gibt für den Handwerker einige gute Gründe, seine Treppen nicht mehr 1:1 auf dem Fußboden aufzureißen. Sie glauben, das macht keiner mehr? Oh doch!

CAD ist nicht CAD

Das Zauberwort heißt CAD (Computer Aided Design), aber CAD ist nicht gleich CAD. Für den Handwerker spielen in Bezug auf Treppen drei Arten von CAD-Software eine Rolle: zum einen gibt es allgemeine Systeme, die sozusagen das Zeichenbrett durch den PC ersetzen. Damit kann man zwar alles zeichnen, aber diese Programme wissen nichts über Verziehung oder Normen. Hier zeichnen Sie Linie für Linie und müssen sich natürlich in das jeweilige System einarbeiten.

Für die Metaller gibt es spezielle Stahl- oder Metallbaulösungen, häufig als Aufsatz auf die erstgenannten Systeme. Diese Programme bieten Automatismen für immer wiederkehrende Aufgaben an – z.B. Trägeranschlüsse oder eben auch Treppen. Die Treppenmodule dieser Programme sind aber oft eher für Industrietreppen ausgelegt, verzogene Treppen für Wohngebäude lassen sich damit nicht immer konstruieren und häufig sind die Bauarten nicht sehr variantenreich. Ein Vorteil ist allerdings die direkte Einbindung der Treppe in die restliche Konstruktion, z.B. eine Halle.

Einfache Dateneingabe im Grundriß.

Einfache Dateneingabe im Grundriß.

Spezielle Treppenbausoftware arbeitet anders, hier teilen Sie dem System im Prinzip mit, welchen Platz Sie haben und wie Ihre Treppe aussehen soll. Die Software berechnet und zeichnet dann automatisch, Sie benötigen also bei vielen Programmen dieser Art keine CAD-Kenntnisse. Gute Software liefert Ihnen Grundriss, Wangen, Stufen, Abwicklungen, Geländer und letztendlich eine 3D-Darstellung quasi auf Knopfdruck. Zusätzlich werden Stücklisten mit allen Schnittangaben erstellt. Die meisten Programme dieser Art erstellen eine Treppe vollautomatisch nach Ihren Vorgaben, ermöglichen aber nachträgliche manuelle Korrekturen. Gerade diese Nachbearbeitungsmöglichkeiten sind wichtig, denn noch verfügt auch die beste Software nicht über das „Bauchgefühl“ des Treppenbauers.

Auch gängige Architekturprogramme verfügen über Treppenmodule. Diese sind jedoch meistens eher für die grobe Dimensionierung und die optische Darstellung ausgelegt und ermöglichen nicht die Ausgabe von Fertigungszeichnungen.

Moderne Treppen- und Geländerbausoftware arbeitet übrigens dreidimensional, auch wenn Ihre Zeichnungen auf dem Papier nur zweidimensional sind. Denn nur so ist es für die Software möglich, Eckverbindungen und sonstige kritische Punkte exakt zu berechnen.

Vorteile über Vorteile

Welchen Nutzen bietet nun ein spezielles Treppen-CAD? Die Zeitersparnis bei der Planung ist wohl der größte Trumpf der softwareunterstützten Treppenkonstruktion. Viele Programme erledigen das wirklich in nur wenigen Minuten. Dadurch wird es auch möglich, ohne großen Aufwand Anfragen zu beantworten oder dem Kunden mehrere Varianten vorzulegen. Zeit wird auch in der Werkstatt gespart, denn durch komplette und in sich stimmige Fertigungsunterlagen werden Missverständnisse vermieden. Und wenn alles richtig gemacht wurde, geht auch die Montage auf der Baustelle flott.

Eine 3D-Darstellung schafft Klarheit.

Eine 3D-Darstellung schafft Klarheit.

Aber bereits vor der Konstruktion bietet Treppenbausoftware einen großen Vorteil: dem Kunden kann ohne großen Aufwand die Treppe dreidimensional photorealistisch präsentiert werden. Notfalls am Laptop auf der Baustelle. In letzter Zeit wird gerade diese Verkaufsunterstützung als Wettbewerbsvorteil gesehen.

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DXF-Daten werden automatisch erzeugt.

Treppenbausoftware hat je nach Branche weitere Trümpfe. So lassen sich Stahlwangen per dxf-Datei als E-Mail zum Laserschneiden schicken. Ebenso können Stufenzeichnungen elektronisch zu Anbietern versandt werden. Wenn eine preiswerte Treppe angeboten werden soll, ist eine solche lasergeschnittene Treppe heute die erste Wahl und hat die früher übliche, sehr arbeitsaufwändige Zweiholmtreppe abgelöst. Treppenbausoftware für Holztreppen kann spezielle Holzbearbeitungsmaschinen direkt über einen sogenannten Postprozessor ansteuern. So lassen sich selbst knifflige Bauteile wie Krümmlinge einfach fertigen. Auch der Zuschnitt wird von diesen Programmen optimiert.

Gute Treppenbausoftware ist zudem ein „Expertensystem“. Sie überprüft die Konstruktion auf die Einhaltung von Normen und handwerklichen Gepflogenheiten. Hier sind branchenspezifische Lösungen deutlich besser als z.B. ein Programm, das eher für Holztreppen gedacht ist und nur mit einem Stahlmodul erweitert wurde. Gerade an den kleinen Details merken Sie auch sehr schnell, ob die Softwareentwickler über Branchenkenntnis verfügen.

Eines aber kann eine Treppenbausoftware nicht: Ihr Fachwissen und Ihre Erfahrung ersetzen. Auch wenn die Ergebnisse meistens gut sind, sollte der Treppenbauer immer ein prüfendes Auge auf die Treppe werfen. Gute Programme erlauben dem Handwerker vielseitige Möglichkeiten der individuellen Nachbearbeitung, ob bei der Verziehung oder dem Schwung der Wange.

Die Qual der Wahl

Für welche Betriebe eignet sich nun Treppenbausoftware? Eigentlich ist das ein einfaches Rechenexempel: viele Anwender schätzen die Ersparnis pro Treppe auf ein paar hundert EURO. Das hängt natürlich ganz wesentlich von der Treppe und Ihrer Erfahrung ab. Ein preiswertes Programm unter 2000 EURO hat sich da schnell amortisiert, die Programme können aber auch ein Vielfaches kosten. Also kommt so eine Spezialsoftware auch für kleinere Betriebe in Frage, die nicht nur Treppen bauen. Und so zeigen es auch die Umfrageergebnisse beispielsweise im Metallbereich: schätzungsweise arbeiten 2500 Metaller mit so einer Software und bauen damit überwiegend „nur“ 5-20 Treppen pro Jahr. Dass sich für auf Treppen spezialisierte Firmen die Anschaffung umso mehr lohnt, steht außer Frage.

Und welches Programm soll es nun sein? Um es gleich vorwegzunehmen: die Auswahl ist bescheiden. Während große Treppenbaufirmen oft Software einsetzen, die speziell an ihren Fertigungsablauf angepasst wurde, kommt für kleinere Betriebe praktisch nur eine Standardlösung in Frage. Die Software sollte unbedingt auf die jeweilige Branche spezialisiert sein. Da kleinere Betriebe laufend unterschiedliche Treppen bauen, soll die Software möglichst vielseitig sein und nicht für verschiedene Konstruktionsarten den Kauf von Zusatzmodulen erfordern. Wichtig sind natürlich eine einfache Bedienung (Sie arbeiten ja nicht täglich damit) und ein guter Kundensupport. Der Support sollte sich durchaus auch auf treppenbauliche Fragen ausdehnen. Und wichtig ist auch, dass der Hersteller „am Ball“ bleibt und das Programm laufend erweitert und an geänderte Normen anpasst. Schnittstellen zu anderer CAD-Software sind heute Standard, überprüfen Sie aber den Austausch mit Ihrer CAD-Software, ganz besonders, wenn es um die Weitergabe von 3D-Daten geht. Generell ist es ein gutes Zeichen, wenn der Hersteller Ihnen kostenlos eine Testversion zur Verfügung stellt.

Die Anschaffung einer Treppen-CAD Software will betriebswirtschaftlich überlegt sein. Welche Perspektiven bieten sich dem Handwerker im Treppenbau? Der Treppenbau orientiert sich zwangsläufig an der Baukonjunktur. So werden heute und in den nächsten Jahren etwa je 200.000 Treppen gebaut. Mehr als die Hälfte davon dürften aus handwerklicher Produktion stammen, wiederum etwa 1/3 davon sind den Branchen Stahl, Holz und Stein zuzuordnen. Zunehmen werden der Bereich der Renovierung und der Austausch bestehender „Ersttreppen“ gegen höherwertige Modelle. Dies eröffnet insbesondere den handwerklichen Treppenherstellern große Chancen, da gerade sie auf bauliche Gegebenheiten und Kundenwünsche eingehen können.

Viele Handwerker haben bei Kauf und Einführung einer Software ein „mulmiges Gefühl“. Ob ein Schweißgerät oder eine Oberfräse etwas taugt, können sie besser beurteilen. Deshalb ist es wichtig, sich zu informieren und vor allem von der Erfahrung anderer Kollegen zu profitieren. Je nach Komplexität der Software sollten Sie unbedingt dem dafür zuständigen Mitarbeiter eine Schulung ermöglichen, das spart im Endeffekt Zeit und Geld und verhindert Frustrationen. Die Anforderungen an die Hardware sind hingegen meistens eher gering, meist reicht ein aktueller Büro-PC, vorteilhaft ist ein großer Monitor. An der Anschaffung eines Plotters, der oft teurer als die Software ist, scheiden sich die Geister. Wenn Sie keine Schablonen brauchen, können Sie darauf verzichten.

 

Fazit: wer wenigstens etwa 5 Treppen im Jahr baut und dabei Zeit, Nerven und Geld sparen möchte, sollte die Anschaffung einer speziellen Treppen-CAD Software in Betracht ziehen.

 

Checkliste

Welche Anschaffungskosten entstehen?

Wie hoch sind Folgekosten durch Updates oder Wartungsvertrag?

Wie teuer sind zusätzliche Lizenzen?

Welche Hardware muss angeschafft werden?

Sind Schulungen nötig?

Gibt es telefonischen Support, wenn ja, wie teuer?

Gibt es Erfahrungen von Kollegen?

Kann das Programm vor dem Kauf getestet werden?

Deckt die Software unsere Bauarten ab?

Gibt es Schnittstellen zu vorhandener Software?